Hochwasser 2024 – Einsatzbericht der FF Petzenkirchen-Bergland

Datum: 20. September 2024 
Alarmzeit: 0:00 Uhr 
Art: Technischer Einsatz  > T1  
Einsatzleiter: HBI Hauss F. 
Fahrzeuge: KDOFA , LFA – B , MTF , MTF NEU , PKW Anhänger , TLF A 3000  
Weitere Kräfte: EVN , FF Diesendorf , FF Heiligenblut , FF Kappelleramt , FF Knocking-Rampersdorf , FF Maria-Taferl , FF Münichreith , FF Ober-Erla , FF Pisching , FF Pöggstall , FF Raxendorf , FF St. Martin , FF St. Oswald , FF Würnsdorf , FF Ybbs/Donau  


Einsatzbericht:

Donnerstag, 12.09.

Vorsorglich wurden 900 Sandsäcke gefüllt und auch direkt an die Bevölkerung ausgegeben. Meteorologen prognostizierten großflächige Niederschläge in ganz Niederösterreich.

Samstag, 14.09. – Hochwasser Tag 1

Die Lageerkundungen und Pegelüberwachungen im Gemeindegebiet begannen. Die gefüllten Sandsäcke wurden sicherheitshalber vom Lager Wopfinger zum Feuerwehrhaus transportiert. Im „Atemschutz-Kammerl“ wurde eine Einsatzleitung eingerichtet um die Einsätze, Telefonate und Mannschaften zu koordinieren.
Gegen 22:00 Uhr wurde Sirenenalarm ausgelöst – alle verfügbaren Kräfte wurden benötigt, da die 900 Sandsäcke alle vergeben waren und Nachschub notwendig war. In kürzester Zeit konnten nachts noch 25 weitere Paletten Sandsäcke befüllt und ausgegeben werden. Die ersten Einsätze für Auspumparbeiten folgten kurz darauf. Gegen 01:30 Uhr kehrten die Einsatzkräfte ins Feuerwehrhaus zurück.

Sonntag, 15.09. – Hochwasser Tag 2

Die Nacht verlief unruhig: Zahlreiche Einsatzstellen wurden telefonisch gemeldet und in Folge erkundet. Die Mannschaft hatte in dieser Nacht nur eine sehr kurze Verschnaufpause von ca. drei Stunden. Um 04:24 Uhr erfolgte die nächste Alarmierung – Auspumparbeiten beim Kraftwerk Plaika waren dringend erforderlich. Das Wasser drohte in das Gebäude des Kraftwerks einzudringen. Durch den Einsatz von Big Bags konnte das Kraftwerk vor eindringendem Wasser geschützt werden. Intensive Niederschläge verschärften die Situation weiter.

Am Vormittag spitzte sich die Lage weiter zu:

Um 09:00 Uhr wurde ein Stromausfall in Breiteneich, Bergland und umliegenden Gebieten gemeldet. Ein Kran in der Nähe der Erlauf drohte umzustürzen und musste gesichert werden. Gegen 11:00 Uhr fielen beide Trinkwasser-Brunnen der Gemeinde Bergland aus, weshalb die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen wurde. Das Löschfahrzeug der FF Petzenkirchen wurde umgehend zum Brunnen der Wassergenossenschaft Mitterndorf entsandt, um diesen mit Sandsäcken und Auspumpen des Brunnengebäudes vor eindringendem Wasser zu schützen.

Um 15:00 Uhr stellte die EVN eine Notstromversorgung für die Bewohner in Kendl her, während andere Gebiete über Umleitungen wieder ans Stromnetz angeschlossen werden konnten. Am Sonntagnachmittag erreichte die Erlauf mit einem Rekordpegel von 5,17 Metern um 16:00 Uhr ihren Höchststand. Schwemmholz, das gegen die Brücken in Bergland und Breiteneich prallte, stellte eine erhebliche Gefahr dar und beschädigte Versorgungsleitungen für Strom, Abwasser und Gas in Breiteneich.

Die Ursache des Stromausfalls wurde schließlich bei einer Lageerkundung entdeckt: Zwei Trafostationen auf dem Gelände der Firma Wopfinger wurden von der Erlauf mitgerissen, eine dritte bei Kendl stand unter Wasser. Auch der Damm zwischen der Erlauf und der Firma Amashaufer wurde teilweise zerstört, wodurch das Wasser auf das Firmengelände drang und mit einer reißerischen Strömung durch das Betriebsgelände floss. Aufgrund der Dunkelheit waren die Ausmaße der Schäden jedoch noch nicht vollständig erkennbar.

Bis 20:00 Uhr wurden unzählige Einsatzstellen abgearbeitet, bevor die Mannschaft schließlich wieder einrücken konnte.

Die Erlauf führte an diesem Sonntag ein 30-jähriges Hochwasser, der Pegel stieg auf ein Rekordhoch von 5,17 Meter an – Anfang September waren es noch knapp 2 Meter. Mehrere Straßen und Brücken mussten wegen Überflutung gesperrt werden, ebenso wurde der Betrieb der Erlauftalbahn eingestellt.

Montag, 16.09. – Hochwasser Tag 3

Auch in der Nacht zum Montag gingen zahlreiche Meldungen ein, die jedoch aufgrund mangelnder Material-Ressourcen nicht alle sofort bearbeitet werden konnten. Am frühen Morgen rückten die Feuerwehren aus Ober-Erla, Maria-Taferl, Diesendorf, Pisching, Kapelleramt und Knocking-Rampersdorf zur Unterstützung nach Petzenkirchen aus. Sie übernahmen Auspumparbeiten in Kendl, Breiteneich und Wohlfahrtsbrunn und befreiten dort zahlreiche Keller von Wasser. Das Tanklöschfahrzeug Petzenkirchen reinigte in Kendl die Zufahrt zur Trafostation sowie die Station selbst, damit diese von der EVN begutachtet werden konnte.

Neue Niederschläge führten zu einer erneuten Verschärfung der Lage: Gegen 22:00 Uhr erreichte die Erlauf fast wieder den Höchststand des Vortages. Erneut wurden Straßensperren errichtet.

Dienstag, 17.09. – Hochwasser Tag 4

In der Nacht meldete die Bezirksalarmzentrale sechs neue Einsatzstellen an KDT Hauss. Alle wurden erkundet und abgearbeitet. Gegen 05:06 Uhr gab es eine Alarmierung wegen eines Brandverdachts in Breiteneich, der sich glücklicherweise nicht bestätigte.

Im Laufe des Vormittags sanken die Pegelstände, und die Straßensperren konnten aufgehoben werden. Es kehrte eine erste Entspannung der Lage ein, allerdings wurden nun auch die Schäden deutlich sichtbar: Die beiden Betriebsgelände der Firmen Amashaufer und Wopfinger standen teils mehr als 1,20 Meter unter Wasser. Tore wurden aus den Verankerungen gerissen, Straßenabschnitte ausgespült und Hallen sowie Räume mit Wasser und Schlamm überflutet. Um 13:50 Uhr begann mit Unterstützung der FF St. Martin/Ybbsfeld die Reinigung des Betriebsgeländes.

Mittwoch, 18.09. – Hochwasser Tag 5

Um 08:00 Uhr fand eine Lagebesprechung in Kendl statt. Die Feuerwehren aus Heiligenblut, Ober-Erla, Raxendorf, Pöggstall, Würnsdorf, St. Oswald und Münichreith rückten an, um die örtlichen Einsatzkräfte bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. In Bürogebäuden wurden Keller und Räume von Wasser und Schlamm befreit, und die Betriebsgelände von Amashaufer und Wopfinger wurden mithilfe von Strahlrohren und Straßenwaschanlagen gereinigt.

Gegen 14:00 Uhr konnten alle eingesetzten Feuerwehren die Einsatzaufträge abarbeiten und zum Mittagessen ins Feuerwehrhaus Petzenkirchen einrücken. Bis 19:00 Uhr wurden im Feuerwehrhaus Petzenkirchen dann noch alle Schläuche, Gerätschaften und Fahrzeuge gründlich gereinigt und wieder versorgt.

In Summe wurden für die Bevölkerung von Petzenkirchen und Bergland über 2000 ehrenamtliche Einsatzstunden geleistet. Die FF Petzenkirchen-Bergland dankt allen Unterstützern und. Danke für eure Hilfe!

Ein großes Dankeschön an unsere Mannschaft, die über fünf Tage hinweg mit wenig Schlaf durchgehend im Einsatz war und stets vollen Einsatz gezeigt hat. Das Hochwasser 2024 hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und die enge Zusammenarbeit zwischen der Feuerwehr und den Gemeinden ist.

1.200

Einsatzstunden

13.300

freiwillige Stunden

3.000

Ausbildungsstunden